M: „Ich verstehe die Mächtigen und Privilegierten nicht. Wenn ich Privilegien habe – und ich habe ein paar – will ich immer, dass alle anderen sie auch kriegen. Weil sie mein Leben so viel angenehmer machen, gönne ich sie allen anderen auch. Dafür kämpfe ich dann unter Zurhilfenahme meiner eigenen, vorhandenen Privilegien.“
H: „Das scheint mir keine weit verbreitete Sichtweise unter Privilegierten zu sein.“
M: „Nein. Sie denken eher, dass sie sich das verdient hätten oder sind vollständig blind dafür, dass sie welche haben. Und wenn man sie darauf hinweist, ist ihre Initialreaktion die Defensive, als ob man ihnen etwas wegnehmen wollte, dessen Existenz sie aber zeitgleich bestreiten.“
H: „Schrödigers Privilegien.“
A: „Nein, nein, sie wissen schon, dass sie welche haben. Sie wissen, dass sie zu spät zur Arbeit kommen können und keine Abmahnung riskieren. Sie wissen, dass sie krank sein können und niemand kündigt ihnen sofort. Sie wissen, dass sie Rücklagen haben und nicht sofort obdachlos werden, wenn mal für ein paar Monate kein Geld reinkommt. Sie wissen genau, dass es bei anderen Menschen anders ist. Aber ihr Gefühl raunt ihnen zu, dass sie das von anderen unterscheidet und sie wollen das Gefühl nicht verlieren, mehr Freiheiten zu haben.“
M: „Es ist noch schlimmer. Sie wollen den Ball flach halten. Sie wollen sich nicht sichtbar und laut dafür einsetzen, dass strukturelle Ungerechtigkeiten aufgelöst werden und andere die gleichen Freiheiten bekommen, weil sie Angst haben, jemand nimmt ihnen dann ihre weg.“
H: „To accept discomfort for growth…“
M: „Persönlicher discomfort für gesellschaftlichen growth.“
A: „Aber wenn nicht mal die laut werden, die das Risiko tragen könnten, woher soll dann dieser sagenumwobene qualitative gesellschaftliche growth kommen?“
H: „Aus diesem Weinglas. Ich erhebe es auf all die ungenutzten Privilegien, die wie untrainierte Muskeln am Gesellschaftskorpus herumwabbeln!“